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Buchtipp: Der kommunale Mandatsträger im Aufsichtsrat – Kommunales Beteiligungsmanagement

Kommunale Unternehmen erbringen einen erheblichen Teil der Daseinsvorsorge und sie machen verglichen mit der Kernverwaltung oftmals personell und finanziell den größeren Teil des kommunalen Konzerns aus. Dies belegt eindrucksvoll die Bedeutung des Beteiligungsmanagements und der Aufsichtsräte öffentlicher Unternehmen, die beide gewissermaßen das „Scharnier“ zwischen Verwaltung und Unternehmen bilden. Dieser wichtigen Funktion ein Buch – vom Verlag „Dossier“ genannt – zu widmen, ist schon vom Ansatz her verdienstvoll. Der Autor des knapp 100-seitigen Werks ist langjähriger Leiter des Beteiligungsmanagements der Stadt Frankfurt/Main und bürgt mit seiner über zwanzigjährigen Erfahrung in diesem Metier für große Praxisnähe. 

Die Klaviatur der städtischen Beteiligungssteuerung – von Konzernsteuerung über Berichtswesen und Geschäftsführungsbestellung bis hin zu Risiko- und Compliance-Management – wird dann auch konsequent am Beispiel Frankfurts aufbereitet, wobei die Leserinnen und Leser einen tiefen Einblick in das dortige Beteiligungsportfolio und die angewandten Steuerungsinstrumente erhalten. Der durchgehende Verweis auf die geltenden Rechtsgrundlagen belegt die juristische Prägung des Autors und seine gleich zu Beginn geäußerte Überzeugung, dass auch eine Aufgabenwahrnehmung in privater Rechtsform keine Abstriche vom Rechtsstaatsprinzip erlaubt. Wie ein roter Faden durchzieht das ganze Buch der städtische Public Corporate Governance Kodex, den es in Frankfurt seit 2010 gibt. Zahlreiche Verweise im Text deuten auf die große Bedeutung dieses Instruments als Richtlinie guter Leitung und Kontrolle sowohl für das verwaltungsseitige Beteiligungsmanagement als auch die Organe der Beteiligungsunternehmen selbst hin. 

Vor allem aus den Abschnitten zur Softwareunterstützung (mit zahlreichen Praxistipps, sogar zum Ausschreibungsverfahren) und zum verwaltungsinternen Change Management wird die Bedeutung von Veränderung und Innovation deutlich, um angesichts der sich immer stärker ausdifferenzierenden Beteiligungslandschaft die städtische Steuerungsrolle weiter effektiv ausüben zu können. Hierzu kann sicher auch das Konzern-Risikomanagement betragen, das Frankfurt als erste deutsche Großstadt eingeführt hat und dem im vorliegenden Buch ein Abschnitt gewidmet ist. Zur Stärkung der Steuerungsfunktion der Aufsichtsräte wird an gleich mehreren Stellen die Selbstevaluation (Effizienzprüfung) empfohlen und mit detaillierten Praxishinweisen und Grafiken unterlegt. Von einer billigen Instrumentengläubigkeit will sich das für beteiligungsverantwortliche politische Entscheidungsträger, Führungskräfte und Verwaltungsmitarbeiter gedachte Werk aber offenbar distanzieren – mehrfach fällt die Formulierung: „Es gibt keine Musterlösung“. 

Autor: Lars Scheider
        
Verlag: Reguvis Fachmedien GmbH

Erscheinungsort und -jahr: Köln, 2022

ISBN: 978 3 8462 1387 9